Neues Christo-Kunstwerk

Ab 18. Juni wird das türkisblaue Wasser des norditalienischen Iseo-Sees für die Dauer von 16 Tagen von einem drei Kilometer langen und 16 Meter breiten leuchtenden Band durchzogen sein, das je nach Tageszeit in den schönsten Gelb-, Orange- und Rottönen glänzen wird. Ein Band, das von Sulzano am Südostufer des Lago d‘Iseo zur Insel Monte Isola führt und diese mit der winzigen Trabanten-Insel San Paolo verbindet. Die „Floating Piers“ (schwebende Stege) genannte Installation wurde vom Konzeptkünstler Christo erdacht, um erlebnishungrigen Menschen Sinneseindrücke zu ermöglichen, die bis dato allein Wasservögeln vorbehalten waren: zu erleben, wie sich Wellenbewegungen unter den eigenen Füßen anfühlen. Christo möchte den Besuchern seiner Installation das Wandeln über dem Wasser ermöglichen.

Als Auftriebskörper für die Floating Piers, die eine große Zahl an Besuchern ohne Schwanken und Wackeln tragen werden, dienen gebräuchliche Schwimmkörper für Bootsstege. Diese Ponton-Elemente werden vollständig vom an der Wasseroberfläche schwebenden Gewebe verdeckt. Die von Seewasser unterspülten, enorm langen und breiten Stoffbahnen müssen jedoch nicht nur Wasser- und Wellenbewegungen aushalten, sondern auch die Begehung durch zahlreiche Besucher. Um eine dauerhafte Geradlinigkeit und Formstabilität dieser schwebenden Gewebebahnen zu erreichen wird mithilfe eines unter der Wasseroberfläche befestigten weiteren Textilgewebes eine direkte Verbindung zwischen jedem einzelnen der Schwimmer-Elemente und der darüber liegenden Stoff-Bahn hergestellt.

Wir können und dürfen es nicht genau sagen, welches Gewebe Christo und sein Team dafür eingesetzt haben. Möglich und durchaus sinnvoll wäre aus unserer Sicht ein PVC-beschichtetes, hoch belastbares Polyester-Gewebe. Unterhalb der Wasserlinie liegend bliebe es in diesem Christo-Kunstwerk zwar unsichtbar; dafür würde es aber eine tragende Rolle als funktionales Gewebe spielen und den wunderschönen dahliengelben „Pfad über den See“ zuverlässig unter Spannung halten.

Wir wünschen allen Kunstliebhabern und Besuchern der Floating Piers wundersame Erfahrungen.

Ihre Daniela Giovanardi

P.S. Christo, der nicht nur den Berliner Reichstag und die Pont Neuf-Brücke in Paris verhüllen durfte, hat es sich zur Aufgabe gemacht, funktionale Bauten durch Konzeptkunst in ein neues Licht zu rücken. Bei seinen Installationen handelt es sich häufig um begehbare Kunstwerke, denn Christo möchte seinem Publikum mehr als nur visuelle Sinnesfreuden bereiten. Ein Mensch, der sich in ein Kunstwerk hineinbegibt und sich darin bewegt, kann es mit allen Sinnen erfassen und nicht nur mit dem ruhenden Auge eines Bild-Betrachters. Der 80jährige Verhüllungs-Künstler steht in dem Ruf, monumentale Objekte zu erschaffen, deren Realisierung nicht nur jahrelange Vorarbeiten beansprucht, sondern auch ein enormes Know-how auf den Gebieten der Bauphysik, der Materialkunde und Ingenieurskunst voraussetzt. Die Vorbereitungszeit für die Floating Piers hat fast 2 Jahre gedauert.

Please switch to English site or stay in German site to get content relevant to your location.

Suchergebnisse